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Hilfe für Angehörige

Jemand, der mir nahesteht, ist psychisch belastet oder krank. Was kann ich tun?

Einen Menschen, der einem nahesteht, leiden zu sehen, ist schwer.

Es kann Ihnen helfen, wenn Sie sich bewusst machen, dass Sie als Angehöriger zwar unterstützen, aber nicht heilen können.

Hilfreich für die Betroffenen ist es zum Beispiel, wenn Sie zunächst einmal Verständnis für ihre Situation und Gefühle aufbringen. Wenn Sie ihn/ sie und die Erkrankung ernst nehmen, ohne zu dramatisieren und gleichzeitig vermitteln, dass Hilfe möglich ist und es ihm/ ihr in Zukunft wieder besser gehen wird.
Deshalb ist es so wichtig, dass Sie Ihren Angehörigen in der Entscheidung unterstützen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Viele Betroffene haben große Angst, dann als „verrückt“ zu gelten und von ihrem Umfeld abgelehnt oder verlacht zu werden. Machen Sie klar, dass solche Befürchtungen nicht gerechtfertigt sind. Vielleicht kennen Sie auch Beispiele anderer Menschen, die wegen einer psychischen Erkrankung behandelt werden oder wurden und die davon profitieren.

Sie können Betroffenen eine große Stütze sein, wenn Sie ihn oder sie schon bei scheinbar kleinen Dingen unterstützen wie z.B. wieder mit kleinen Aktivitäten zu beginnen, einen Spaziergang zu machen, sich ein wenig zu bewegen, miteinander zu reden. Oder etwas zu tun, was der Person Freude bringt, zum Beispiel Musik hören, ein Bild ansehen o.ä.

Dabei werden Sie vielleicht zurückgewiesen werden. Doch nehmen Sie das bitte nicht persönlich! Die Zurückweisung zielt nicht auf Sie als Person, sondern ist der Erkrankung geschuldet.
Nicht immer ist Ihr Gegenüber in der Lage, Ihre Vorschläge anzunehmen. Wenn Sie das respektieren, ohne Ihre Versuche aufzugeben, helfen Sie ihm oder ihr sehr.

Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, einem depressiven Menschen seine Erkrankung zu erklären, sie herunterzuspielen oder gut gemeinte Ratschläge zu geben. Das alles signalisiert, dass Sie ihn und seine Erkrankung nicht ernst nehmen, auch wenn Sie es ganz anders meinen.

Jemand, der mir nahesteht, ist psychisch krank. Ich fühle mich davon sehr belastet. Was kann ich tun, um selbst nicht auch den Mut zu verlieren?

Psychische Probleme belasten nicht nur die Betroffenen, sondern auch Partnerschaft, Familie und Freunde. Als Angehöriger sind Sie in einer schwierigen Situation: Sie wollen helfen und unterstützen und brauchen gleichzeitig vielleicht selbst Hilfe und Unterstützung. Wenn ein Mensch, der Ihnen nahesteht, unter psychischen Problemen leidet, kann das bedeuten, dass Sie selbst auf Vieles verzichten. Auf Dinge, die Ihnen lieb sind, wie Hobbies, Sport, Kontakte, Kultur. Es mag Ihnen egoistisch erscheinen, dass Sie sich vergnügen, während der andere leidet. Doch damit ist dem Betroffenen nicht geholfen.

Wenn Sie nicht auf sich selbst achten, werden Sie bald keine Kraft mehr haben, für den anderen da zu sein. Der Umgang mit einer chronischen schweren Erkrankung ist für Angehörige eine Herausforderung. Sie können sich selbst Hilfe holen. Sie haben auch die Möglichkeit, sich psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, um diese belastende Situation zu verarbeiten. Es gibt inzwischen zahlreiche Selbsthilfegruppen für Angehörige. Wer viel hilft, darf sich zugestehen, auch selber Hilfe in Anspruch zu nehmen, um nicht auszubrennen. Alles, was Sie entlastet, hilft auch dem Angehörigen, um den Sie sich sorgen!

Wenn Sie eine professionelle Einschätzung erhalten möchten, wie sehr Sie belastet sind und welche Hilfe für Sie passend sein kann, empfehlen wir Ihnen, Ihren Arzt aufzusuchen oder sich ganz unkompliziert an die Online-Praxis mindu (www.mindu.de) zu wenden. Dort erhalten Sie kurzfristig einen Termin zu einem Video-Gespräch mit einem Facharzt oder Psychotherapeuten. Und das kostenfrei – Ihre Krankenkasse übernimmt die Kosten genauso wie den „normalen“ Arztbesuch.

Es gab bereits Situationen, in denen ich große Angst hatte, dass mein Angehöriger sich etwas antut. Was kann ich im Notfall machen?

Hören Sie zu und nehmen Sie alle Äußerungen oder Beobachtungen sehr ernst. Versuchen Sie, das Gespräch in Gang zu halten, und rufen Sie Notarzt und/ oder Polizei. Lassen Sie den Verzweifelten nicht allein, bis Hilfe eintrifft, und beseitigen Sie gefährliche Gegenstände aus dem direkten Umfeld.
Bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung kann eine Einweisung ins Krankenhaus auch gegen den Willen des Betroffen nötig sein. Für diesen Notfall ist die Polizei zuständig. Die Zwangseinweisung ist ein schwieriger, allerletzter Ausweg, um Schlimmeres zu verhindern: nämlich Fremd- oder Selbstgefährdung. Das bedeutet, dass das Leben oder die körperliche Unversehrtheit des Betroffenen beziehungsweise einer anderen Person gefährdet ist. Dann handelt es sich um einen Notfall. Am wenigsten eingreifend ist es für alle Beteiligten, wenn Angehörige oder Freunde den Betroffenen selbst in das zuständige psychiatrische Krankenhaus bringen. Wenn der Patient sich jedoch weigert, hat es keinen Sinn, einen Krankenwagen zu rufen. Rettungssanitäter dürfen nicht gegen den Willen von Betroffenen handeln und diese zwangsweise transportieren. Hierfür ist die Polizei zuständig.

Wo finden wir einen Therapeuten?

Um herauszufinden, ob Ihr Angehöriger einen Psychotherapeuten benötigt, oder vielleicht auch andere Unterstützungsmöglichkeiten sinnvoll wären, suchen Sie einen Facharzt auf, damit eine sorgfältige Diagnostik gemacht werden kann. Fachärzte kennen in ihrer Region in der Regel das mögliche therapeutische Netzwerk und können zielgenau beraten. Einen Termin erhalten Sie z.B. bei den kassenärztlichen Terminservicestellen (https://www.kbv.de/html/terminservicestellen.php) oder telefonisch unter der bundesweiten Rufnummer 116 117.

Es kann schwierig sein, den „richtigen“ Psychotherapeuten zu finden. Zum einen ist es häufig schwer, einen freien Termin zu bekommen. Zum anderen müssen Patient und Psychotherapeut auch zueinander passen, wenn die Therapie Erfolg haben soll. Wichtig ist, dass Sie sich von anfänglichen Fehlschlägen nicht entmutigen lassen.

Natürlich können Sie auch zum Beispiel die Krankenversicherung oder Menschen in Ihrem persönlichen Umfeld um Hilfe bei der Suche bitten. Auch eine Poliklinik für psychische Erkrankungen oder die psychiatrische Ambulanz eines Krankenhauses kann eine erste Anlaufstelle für Sie sein. Daneben gibt es psychologische Beratungsstellen, die Sie aufsuchen können.
Wenn Ihnen die „anonyme“ Suche über das Internet lieber ist, dann können Ihnen die Suchdienste der Berufsgruppen und Fachverbände weiterhelfen (zum Beispiel der bundesweite Psychotherapeuten-Suchdienst).

Zur Überbrückung von Wartezeiten eignen sich die Programme von Novego sehr gut. Hier kann sich Ihr Angehöriger schon einmal mit den Hintergründen der Erkrankung auseinandersetzen und erhält sehr wertvolle Instrumente, um Symptome zu lindern und mit Krisen umzugehen.

Welche Möglichkeiten der Selbsthilfe gibt es bei psychischen Erkrankungen?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten der Selbsthilfe, wie sich Betroffene und deren Angehörige selbst helfen und gegenseitig unterstützen können (z.B. Selbsthilfegruppen oder Selbsthilfe durch therapeutische Online-Angebote wie Novego).

Selbsthilfe bedeutet, die Initiative zu ergreifen und Eigenverantwortung zu übernehmen, um die eigenen Probleme im Rahmen der persönlichen Lebenssituation aktiv in die Hand zu nehmen. Der selbstbestimmte Wunsch nach Veränderung der eigenen Situation ist die Grundlage für jegliche Selbsthilfe.

Mehr zur Selbsthilfe finden Sie hier

Mein Angehöriger kommt bald aus dem Krankenhaus zurück nach Hause. Worauf muss ich achten?

Wenn Ihr Angehöriger nach einem stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Abteilung / Klinik nach Hause kehrt, ist er in der Regel nicht gesund. Ziel der stationären Behandlung ist es, die Patienten in einen stabilen Zustand zu versetzen, damit sie wieder im Alltag zurechtkommen. Lassen Sie sich von den Krankenhausärzten ausführlich über den Erkrankungsstatus Ihres Angehörigen beraten und unterstützen Sie Ihren Angehörigen darin, eine geeignete, ambulante Anschlussversorgung zu finden. Dies ist zunächst eine der wichtigsten Maßnahmen, denn wenn Ihr Angehöriger nach einem stationären Aufenthalt nicht weiter versorgt wird, ist die Gefahr eines Rückfalls in alte Verhaltensmuster sehr hoch.

Ich soll mitkommen zu einem Paar-/Familiengespräch bei dem Therapeuten. Was bedeutet das?

Falls es dazu kommt, dass die Ärzte oder Psychotherapeuten Ihres Partners Sie zu einem Paar- oder Familiengespräch einlädt, dient das niemals dazu, Schuld zu verteilen, sondern Prozesse und Belastungen aller Beteiligten besser zu verstehen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Hierzu ist es sinnvoll, die wichtigsten Bezugspersonen des Betroffenen in die Therapie mit einzubeziehen.

Wie schaffe ich es, das sich mein Angehöriger mir gegenüber öffnet?

Oft fällt es uns schwer, Zugang zu jemandem zu bekommen, dem es psychisch schlecht geht. Mit einfachen, offenen Fragen kann man jedoch schon die ersten wichtigen Schritte tun und ein Gespräch eröffnen:

  • In letzter Zeit mache ich mir etwas Sorgen um Dich. Ist alles in Ordnung bei Dir?
  • Ich habe bei Dir einige Veränderungen wahrgenommen. Deshalb wollte ich einfach mal nachfragen, ob alles gut bei Dir ist?
  • Ich mache mir Gedanken um Dich, weil Du in letzter Zeit besonders traurig wirkst.

Wichtig ist es, sein Gegenüber nicht zu bedrängen, aber Verständnis zu zeigen und Unterstützung anzubieten:

  • Seit wann geht es Dir schlecht(er)?
  • Wie hat das angefangen, was waren die Auslöser?
  • Wie kann ich Dich unterstützen? 
  • Was brauchst Du von mir?
Wie kann ich mit all dem Stress umgehen?

Es ist völlig normal, dass Sie sich als Angehöriger erschöpft, ausgelaugt und von der ganzen Situation sehr gestresst fühlen.

Der wichtige erste Schritt ist es, die zu erkennen und Hilfe zu suchen.

Novego bietet Ihnen mit Novego RELAX Onlinekurs – psychologisches Selbsthilfeprogramm zur Stressprävention eine wertvolle Selbsthilfe an, um Stress vorzubeugen und zu reduzieren. Ihre Krankenkasse übernimmt bis zu 100% der Kosten. Hier erfahren Sie mehr dazu.

Was sind Depressionen?

Depressionen sind eine psychische Erkrankung, unter der viele Menschen in Deutschland leiden. Die Erkrankung kann unter anderem zu Freudlosigkeit, starken Selbstzweifeln und im schlimmsten Fall zu Selbstmordgedanken oder –versuchen führen. Daher sind Depressionen sehr ernst zu nehmen und sollten nicht verharmlost oder verdrängt werden.

Trägt mein Angehöriger nicht auch Schuld daran, dass er depressiv ist?

Nein, niemand ist schuld an seiner Depression. Depression ist eine Erkrankung. Laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes aus dem Jahr 2010 werden depressive Erkrankungen in etwa der Hälfte der Fälle gar nicht festgestellt, da Betroffene häufig nicht zu Ärzten gehen bzw. Ärzte die Depression nicht als solche erkennen. Betroffene fürchten sich vor dem Makel „psychische Erkrankung“ oder schämen sich, mit ihrer „schlechten Stimmung“ nicht allein fertig zu werden.
Dabei ist eine psychische Erkrankung ebenso wie eine körperliche keine Frage von Schuld: Niemand würde sich schämen, wegen Rückenschmerzen einen Arzt aufzusuchen.

Wie fühlt es sich an, eine Depression zu haben?

Für einen Außenstehenden ist es oft nicht nachvollziehbar, was der Betroffene bei einer Depression fühlt und warum es ihm so schlecht geht. Anders als z.B. bei einem gebrochenen Arm kann man diese Krankheit nicht sehen.

Dieses Video (Weiterleitung zu YouTube) beschreibt anschaulich, was in einem Menschen während einer Depression vorgeht.

Was ist ein Burnout, was ist Angst, was ist Dysthemie? Wie kann ich die Krankheiten verstehen?

Wir haben auf dieser Website viele Hintergründe zu unterschiedlichen Krankheitsbildern aufgelistet. Als Angehöriger hilft es Ihnen sehr, Informationen zu der Krankheit zu bekommen, um Verständnis für den anderen auch in sehr schwierigen Situationen aufzubringen.

Schauen Sie unter dem Menüpunkt „Für Patienten“

Welche Therapieformen gibt es und was ist sinnvoll für uns?

Welche Behandlung für einen Patienten geeignet ist, hängt von der Diagnose, vom Schweregrad der Erkrankung und dem bisherigen Krankheitsverlauf sowie von dessen persönlichen Wünschen ab. In jedem Fall sollten Betroffene gemeinsam mit ihrem Arzt oder Psychologen das Für und Wider der in Frage kommenden Verfahren gründlich abwägen.

Die Behandlung verfolgt stets mehrere Ziele. Die Symptome sollen so weit zurückgehen, dass die Betroffenen ihr seelisches Gleichgewicht wiederfinden und wieder in der Lage sind, ihren sozialen wie beruflichen Alltag mit Freude und Erfolg zu bewältigen, um ein ausgefülltes, zufriedenstellendes Leben zu führen. Darüber hinaus soll die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall oder eine spätere Wiedererkrankung so gering wie möglich gehalten werden.
Mehr zu Therapiemöglichkeiten finden Sie im Bereich „Für Patienten“.

Was bedeutet Familie für Sie?

Für viele Menschen hat Familie mit Liebe und Unterstützung zu tun. Eine Familie kann ein sicheres Umfeld bieten, in dem man sich selbst verwirklichen und wachsen kann.