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Therapiemöglichkeiten bei Depressionen

Welche Therapie hilft bei Depressionen?

Das Ziel der Therapie von Depressionen ist es, den Betroffenen in akuten Belastungssituationen zu stabilisieren, die Ursachen für das Entstehen der Depression gemeinsam zu erarbeiten und dann schrittweise den Weg aus der Depression zu finden.

Depressionen sind in der Regel gut zu behandeln. Dazu stehen mehrere Möglichkeiten der Therapie zur Verfügung:

  • medikamentöse Behandlung
  • psychotherapeutische Behandlung
  • Kombinationstherapie aus Medikamenten und Psychotherapie

Welche Behandlung für einen Patienten geeignet ist, hängt vom Schweregrad der Erkrankung und dem bisherigen Krankheitsverlauf sowie von dessen persönlichen Wünschen ab. In jedem Fall sollten Betroffene gemeinsam mit ihrem Arzt oder Therapeuten das Für und Wider der in Frage kommenden Verfahren gründlich abwägen.

Die Behandlung verfolgt stets mehrere Ziele. Die Symptome der Depression sollen so weit zurückgehen, dass die Betroffenen ihr seelisches Gleichgewicht wiederfinden und wieder in der Lage sind, ihren sozialen wie beruflichen Alltag mit Freude und Erfolg zu bewältigen, um ein ausgefülltes, zufriedenstellendes Leben zu führen. Darüber hinaus soll die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall oder eine spätere Wiedererkrankung so gering wie möglich gehalten werden.

Die hier vorliegenden Informationen zur Behandlung von Depressionen beruhen auf der Nationalen Versorgungsleitlinie zur Depression, welche die besten derzeit verfügbaren Kenntnisse darstellt. Dabei ist zu beachten, dass die hier vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten unter bestimmten Bedingungen angepasst werden müssen. Die persönlichen Wünsche und Lebensziele des Patienten oder der Patientin spielen eine wichtige Rolle. Auch das Alter, der Schweregrad der Erkrankung, mögliche Nebenerkrankungen und alle eingenommenen Medikamente können die Empfehlungen mitunter stark beeinflussen. Betroffene sollten ihren Arzt oder Therapeuten daher unbedingt über all diese Faktoren in Kenntnis setzen, damit dieser die passende Behandlungsform entsprechend der oben genannten Kriterien auswählen kann. Die ausgewählte Behandlungsform ist nicht immer die neueste oder die kostenintensivste. Maßgeblich ist, dass die Therapie die beste Wahl für die Betroffenen darstellt. Innovation und hohe Kosten sind nicht identisch mit der höchsten Qualität einer Therapie für einen Patienten. Bei Fragen hierzu sollten sich Betroffene immer an ihren behandelnden Arzt oder Therapeuten wenden.

Abschnitte der Therapie

Die Behandlung lässt sich grundsätzlich in drei Abschnitte einteilen:

In der Akuttherapie geht es darum, die akut vorliegenden Beschwerden und Anzeichen der Depression so schnell und so gut wie möglich zu behandeln, bis sie weitestgehend verschwunden sind.

Wenn das der Fall ist, setzt die Erhaltungstherapie ein. Durch eine Weiterführung der gewählten Behandlung über etwa vier bis neun Monate bei medikamentöser und acht bis zwölf Monate bei psychotherapeutischer Behandlung soll sich der Zustand stabilisieren. Damit kann die Gefahr eines Rückfalls erheblich gesenkt werden. Es ist also wichtig, die gewählte Behandlung nicht vorschnell abzubrechen, sobald eine Linderung der Beschwerden eingetreten ist, sondern den ursächlichen und aufrechterhaltenden Bedingungen der Depression auf den Grund zu gehen und kontinuierlich an diesen zu arbeiten.

Bei bestimmten Patienten sollte sich an die Erhaltungstherapie eine weitere Behandlung zur Vorbeugung gegen ein erneutes Auftreten nach vollständiger Genesung anschließen (Rezidivprophylaxe). Die Behandlung kann sich über ein Jahr oder länger erstrecken und wird insbesondere dann empfohlen, wenn ein Patient mit Depression schon mehrere Rückfälle erlebt hat, während der depressiven Phase sehr stark eingeschränkt war oder an einer chronischen Depression leidet.

Medikamentöse Therapie bei Depression

Eine Depression kann auch mit Medikamenten behandelt werden, die auf die Psyche wirken. Da diese gezielt gegen (lateinisch: anti) Depressionen wirken, werden sie auch Antidepressiva genannt (Einzahl: Antidepressivum).

Zur Behandlung von depressiven Störungen stehen zahlreiche Medikamente zur Verfügung. Bei mittel- oder schwergradigen depressiven Episoden wird Betroffenen eine Behandlung mit Medikamenten, häufig in Kombination mit einer Psychotherapie, angeboten. Die Medikamente können allerdings vielfältige Nebenwirkungen aufweisen. Generell ist bei der medikamentösen Behandlung Nutzen und Risiko miteinander abzuwägen. Daher wird bei der Erstbehandlung von einer leichten depressiven Episode oft vom Einsatz von Antidepressiva abgesehen. In der Regel greifen die medikamentösen Therapien in den Hirnstoffwechsel ein und verändern bestimmte Stoffwechselvorgänge zwischen Nervenzellen.

Die wichtigsten Wirkstoffgruppen:

  • klassische Antidepressiva (wirken je nach genauem Typ des Medikaments stimmungsaufhellend, beruhigend oder antriebssteigernd)
  • Wiederaufnahmehemmer (erhöhen die Konzentration von den Botenstoffen im Gehirn, die der Depression entgegenwirken)
  • Inhibitoren (verhindern den Abbau von den Botenstoffen im Gehirn, die der Depression entgegenwirken)
  • weitere Antidepressiva
  • pflanzliche Antidepressiva

Psychotherapie

In der Psychotherapie versucht der Psychotherapeut  den Patienten (im Gespräch oder mit bestimmten Übungen) dabei zu unterstützen, den Weg aus der Depression zu finden. Der Patient hat hierbei eine aktive Rolle. Das bedeutet, Psychotherapie ist weitgehend Hilfe zur Selbsthilfe.

Es gibt viele verschiedene Arten und Formen der Psychotherapie. In Deutschland werden aber bei der Behandlung von Depressionen ambulant (in der Praxis) in der Regel nur Psychotherapieverfahren von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt und bezahlt, die zu den sogenannten Richtlinienverfahren gehören. Als Richtlinienverfahren gelten die Verhaltenstherapie, die psychoanalytisch begründeten Verfahren (Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) und die systemische Therapie.

Bei Depression wird als spezifische psychotherapeutische Form eher die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) empfohlen. Dabei wird nach einer umfassenden Ursachenklärung versucht, depressive Verhaltensweisen wie Rückzug oder Grübeln durch die Förderung von angenehmen Aktivitäten im Tagesgeschehen zu ersetzen und soziale Kompetenzen zu festigen. Grundlage des Vorgehens ist der Zusammenhang von Stimmung, Verhalten und Gedanken und die wechselseitige Beeinflussung dieser Bereiche. Da die Stimmung in der Regel nur indirekt zu verändern ist, setzt der therapeutische Weg auf der Ebene des Verhaltens und der Gedanken an.

Betroffene nehmen ihre negativen Kommunikationsmuster mit anderen oft gar nicht mehr wahr und brauchen hierbei Unterstützung. Das Hinterfragen negativer Gedankenmuster und ungünstiger Grundannahmen im Rahmen der KVT hat zum Ziel, diese depressionsfördernden Mechanismen zu durchbrechen, um den Weg aus der Depression zu finden.

Auch systemische Therapieansätze, die den Betroffenen im Netz seiner Beziehungen betrachten, und achtsamkeitsbasierte Verfahren, welche u.a. eine wertungsfreie Aufmerksamkeit schulen, sind vielversprechende psychotherapeutische Ergänzungen, um den individuellen Facetten der Erkrankung gerecht zu werden.

Wirksamkeit

Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Verfahren konnte in Studien zuverlässig nachgewiesen werden, wobei die meisten Belege für die Wirksamkeit bei leichter und mittelgradiger Depression vorliegen und mit denen einer medikamentösen Behandlung vergleichbar sind. Bei mittelgradigen bis schweren Depressionen setzt die Wirkung psychotherapeutischer Behandlung in der Regel etwas später ein als bei einer Behandlung mit Medikamenten und ist bei sehr schwer ausgeprägten Krankheitszeichen oft nicht alleine möglich. Hier gelten Kombinationsbehandlungen (Psychotherapie und Medikamente) als wirkungsstärker.

Weitere Therapieansätze

Bei einigen Betroffenen kann die depressive Symptomatik vorübergehend durch Wachtherapie (Schlafentzug) gebessert werden. In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass durch ein vollständiges Vermeiden des Schlafes eine Besserung der Stimmung eintritt, die zwei bis drei Tage anhält.

Einigen Betroffenen, die regelmäßig in den Herbst- und Wintermonaten von depressiven Symptomen betroffen sind und zudem ein vermehrtes Schlafbedürfnis sowie auftretenden Heißhunger aufweisen, kann eine Lichttherapie von Nutzen sein. Dabei setzen sich die Betroffenen täglich (bis zu einer Woche) für 30 – 40 Minuten einer Lichttherapie-Lampe aus.

Online-Therapie / Novego

Nicht jeder Betroffene hat Zugang zu einer Therapie oder muss zum Teil sehr lange auf einen Therapieplatz warten. Bei diesem Problem setzen viele neue Entwicklungen im Therapiebereich an, die das Internet miteinbeziehen. Therapeutische Online-Angebote können die vorhandene Versorgungslücke schließen und eine zukunftsorientierte Ergänzung zur Behandlung von Depressionen darstellen.

Das Internet wird hierfür auf ganz unterschiedliche Weise genutzt, die Möglichkeiten reichen von einer Art Briefverkehr bis zu einem strukturierten psychologischen Online-Selbsthilfeprogramm wie Novego. Allen gemein ist die therapeutische Kommunikation über das Internet, in anderen Ländern (z.B. England oder den Niederlanden) ist diese unkomplizierte, direkte und effiziente Therapieform schon verbreitet. 

Auch in Deutschland sind Online-Unterstützungsprogramme wie Novego mittlerweile anerkannt. Das Novego-Depressionsprogramm gibt es sogar auf Rezept und kann von jedem Arzt oder Psychotherapeuten kostenfrei verordnet werden.

Lesen Sie hier weiter über die verschiedenen Möglichkeiten und über die wissenschaftlichen Nachweise zur Wirksamkeit von Online-Therapie.

Folgen einer Nicht-Behandlung

Krankheitsverlauf und –dauer einer Depression sind von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Mit einer Behandlung, die auf die persönlichen Bedürfnisse und Voraussetzungen des Einzelnen abgestimmt ist, sind drei Viertel der Patienten nach im Schnitt etwa vier bis sechs Monaten wieder vollständig gesundet. Allerdings kann auch mit einer Behandlung eine Depression bei Betroffenen wiederkehren oder chronisch werden. Chronisch bedeutet, sie dauert zwei Jahre oder länger an. Dies ist laut Statistik bei zwei von zehn Patienten der Fall.