Hintergrundwissen zu Angststörungen
Furcht und Angst sind ständige Begleiter im Leben des Menschen. Evolutionär betrachtet hat Angst dem Menschen als Schutz gedient und ist daher überlebensnotwendig. In gefährlichen Situationen führt Angst dazu, dass sich unsere Sinne schärfen, unsere Herzfrequenz sich erhöht und unser Körper all seine zur Verfügung stehenden Energiereserven mobilisiert und somit unser Überleben gesichert wird. Wir entscheiden in solchen Situationen entweder zu kämpfen („fight“) oder zu flüchten („flight“). Die negative Bedeutung von Angst rührt daher, dass wir Menschen in der heutigen Gesellschaft oft Angst in alltäglichen Situationen erleben oder sich unsere Angst gegen harmlose Gegenstände richtet, die nicht gefährlich für uns sind. Die Grenzen zwischen realer Gefahr und Normalität verschwimmen. Wenn übermäßig Angst wahrgenommen wird, plötzlich Orte, Tätigkeiten oder Personen vermeiden werden und dies mit immer mehr Einschränkungen im Alltag einhergeht, dann sprechen Ärzte und Therapeuten von einer Angststörung.
Welche Arten von Angststörungen gibt es?
Im Folgenden finden Sie die drei häufigsten Angststörungen.
1. Panikstörungen (Agoraphobie)
Woher kommt die panische Angstreaktion? Die Angstreaktion wird in vier Teile gegliedert. Zum einen der neutrale Reiz, der angstauslösende Reiz, die Angstreaktion und die zukünftige Situation.
Diese Abfolge lässt sich anhand eines vereinfachten Beispiels verdeutlichen:
- Neutraler Reiz
Heike spielt freudig mit ihren Freunden in der Sandkiste. Sie graben im Sand und probieren ihre neuen Spielzeuge aus. Ganz vertieft spielen die Kinder vor sich hin und vergessen alles um sich herum.
- Angstauslösender Reiz
Während Heike mit ihren Freunden spielt, schleicht sich ihr Bruder an sie heran, ohne dass einer von den Kindern etwas bemerkt. Auf einmal springt er auf Heike zu, fasst ihr an den Arm und erschreckt sie.
- Angstreaktion
Heike erschreckt sehr, schreit und springt auf, ohne sich umzudrehen. Ihr Herz rast und sie hat große Angst. Schnell läuft sie rein in das Haus, wo ihre Mutter gerade den Abwasch macht.
- Zukünftige Situationen
In den nächsten Monaten fängt Heike an, ihre und andere Sandkisten zu meiden. Sie möchte nicht mehr dort spielen und bevorzugt Schaukeln oder andere Aktivitäten.
Rund 4 % der Bevölkerung sind von einer Panikstörung betroffen, wobei sie bei Frauen etwa doppelt so häufig auftreten wie bei Männern.
2. Soziale Angst
Viele Menschen sind in bestimmten Situationen schüchtern und reagieren auf die Begegnung mit fremden Personen mit Verunsicherung oder Furcht. Diese Schüchternheit ist jedoch eine Charaktereigenschaft, die verschwindet, wenn man häufiger auf die gleichen Menschen trifft.
Menschen mit sozialen Ängsten empfinden einen höheren Leistungsdruck, da sie permanent Ängste in Leistungssituationen und Interaktionssituationen verspüren. Betroffene befürchten, dass sie ein peinliches Verhalten an den Tag legen oder sogar von anderen Menschen wie z.B. ihren Kollegen negativ bewertet werden. Um dies zu verhindern, versuchen sie häufig, die entsprechenden Situationen zu vermeiden oder ihre Ängste zu verbergen. Einige nehmen regelmäßig Hilfsmittel wie Medikamente, um ihre sozialen Kontakte und Leistungssituationen durchzustehen.
Etwa zwei Prozent der Menschen leiden an einer sozialen Phobie, wobei Frauen fast doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Meist tritt die Problematik sehr früh auf – oft schon während der Pubertät.
3. Generalisierte Angststörung
Bei der generalisierten Angststörung leiden die Betroffenen unter einer anhaltenden diffusen Angst, die mit Besorgtheit und Anspannung in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme verbunden ist. Es handelt sich hier um eher unrealistische, sehr starke oder überdimensional ausgeprägte Sorgen und nicht um Alltagssorgen. Mögliche Auslöser für Ängste und Sorgen sind negativ geprägte Erwartungen, Gedanken und schlechte Nachrichten.
Etwa vier bis sieben Prozent der Bevölkerung leiden unter einer generalisierten Angststörung. Generalisierte Angststörungen treten erstmalig eher selten im jungen Alter auf, sondern oft erst zwischen dem 35. und dem 45. Lebensjahr.
Ursachen: Studien belegen, dass eine generalisierte Angststörung schleichend beginnt. Sie kommt häufig bei Menschen vor, die bereits im Kindesalter sehr ängstlich waren oder bei denen die Eltern selbst überängstlich oder auch sehr streng waren. Neben der genetischen Veranlagung gelten der Tod eines Elternteils, Missbrauch und Vernachlässigung als Risikofaktoren für eine generalisierte Angststörung.
Wenn die generalisierte Angst sich erst später manifestiert, gab es (möglicherweise) negative Erfahrungen oder auch chronische Belastungen davor.
Symptome von Angststörungen erkennen
Es gibt verschiedene Symptome, die zu einem bestimmten Krankheitsbild gehören. Welche sind es bei der Agoraphobie, welche bei der Panik, welche bei der spezifischen Phobie, welche bei der Sozialen Angst und welchen bei der Generalisierten Angststörung?
Mögliche Symptome für die Agoraphobie
- Ängste vor weiten Plätzen
- Ängste, dort keine Fluchtmöglichkeiten zu haben
- Ängste, dort keine Hilfe zu bekommen
Mögliche Symptome für Panik
Plötzliche und unerklärliche Anfälle mit Symptomen wie beispielsweise:
- Atemnot, Herzrasen
- Übelkeit
- Schmerz und/oder Beklemmungsgefühl im Brustraum
- Schwindel
- Schwitzen
- Zittern
- Todesangst
- starke Besorgnis
- Wirklichkeitsverlust
Mögliche Symptome für spezifische Phobien
- intensive Angstreaktion
- Angst vor bestimmten Situationen oder Objekten
- Vermeidungsverhalten
- Intensität der Angst scheint unangemessen
Mögliche Symptome für Soziale Angst
- Erröten
- Zittern
- Herzrasen
- die Angst zu erbrechen
- starker Harn- oder Stuhldrang
Dadurch, dass sich die Betroffenen stark auf ihre körperlichen Symptome konzentrieren, werden diese noch verstärkt und sie geraten in einen Teufelskreis.
Mögliche Symptome für Generalisierte Angststörung
- leichte Ermüdbarkeit
- Ruhelosigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Reizbarkeit
- schlechter Schlaf
- Muskelverspannungen (bis hin zu starken Schmerzen)
- Körperliche Symptome wie Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Schwindel
Behandlungsmöglichkeiten bei Angststörungen
Ängste können mit psychotherapeutischen Maßnahmen und / oder medikamentösen Therapien behandelt werden. Für eine erfolgreiche Linderung oder Beseitigung der Angstsymptome ist es wichtig, dass der Patient die Krankheit und ihre Ursachen versteht. Er lernt, die Beschwerden als Folge der Angst zu erkennen und zu überwinden. Es ist wichtig, die angstmachenden Situationen nicht zu vermeiden, sondern sich ihnen zu stellen und zu erkennen, dass die Angst wieder nachlässt.
Psychologische und psychotherapeutische Behandlungen helfen den Betroffenen die körperlichen und psychischen Beschwerden zu verringern. Langfristig am erfolgreichsten ist die kognitiven Verhaltenstherapie, auf deren etablierten Methoden auch unser Novego-Programm „Ängste überwinden“ basiert. Ihr Ziel ist, dass sich der Betroffene den Situationen oder Reizen, vor denen er Angst hat, immer öfter stellt und schließlich die Erfahrung macht, dass die befürchteten Ereignisse nicht eintreten.
Besonders schwere und chronische Angststörungen können auch mit Medikamenten behandelt werden. Durch Medikamente wie bestimmte Antidepressiva und Beruhigungsmittel werden die Symptome reduziert. Die Einnahme starker Medikamente sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen und zeitlich befristet sein, da ansonsten die Gefahr einer Abhängigkeit besteht.
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